Fotografieren mit Film ist ein echtes Hobby

Die analoge und digitale Fotografie unterscheiden sich auf vielen Ebenen, sowohl technisch als auch im kreativen Prozess. Ich empfinde die analoge Fotografie zum einen als nostalgische Erinnerung an die Zeit, als ich als Kind bei meinen Eltern lebte, aber auch als kreative Entschleunigung der Fotografie, mit mehr Bewusstsein für den Moment des Drückens auf den Auslöser.

Analoge Fotografie sollte eigentlich chemische Fotografie heißen

In der analogen Fotografie wird Licht auf einen chemisch beschichteten Film, meist mit Silberhalogeniden, belichtet. Abhängig von der Menge des einfallenden Lichts verändert sich die chemische Struktur des Films, wodurch ein Bild entsteht. Dieses Bild bleibt jedoch unsichtbar, bis der Film in einem chemischen Prozess entwickelt wird. Erst danach kann man die Aufnahme betrachten. Bei der digitalen Fotografie hingegen wird Licht auf einen elektronischen Bildsensor (früher CCD, heute fast immer CMOS) gelenkt, der die Lichtsignale in elektrische Signale umwandelt. Diese werden als digitale Daten gespeichert, die in Form von Bilddateien wie JPEG oder RAW vorliegen. Der wichtigste Unterschied hier ist, dass das digitale Bild sofort auf dem Kameradisplay sichtbar ist, während das analoge Bild erst nach dem Entwicklungsprozess erscheint.

Bitte die analoge Fotografie nicht mit dem manuellen Fotografieren verwechseln, denn hier ist der Prozess des Fotografierens mit manuellen Objektiven und manueller Eingabe der Kamera-Parameter gemeint, also die manuelle Festsetzung von Blende, Belichtungszeit bei gegebener Brennweite und ISO.

Bildqualität, Körnung und ISO des Films

Die Bildqualität in der analogen Fotografie hängt maßgeblich von der Körnigkeit des Films ab. Natürlich spielt das verwendete Objektiv auch eine große Rolle, die Kamera selbst aber fast gar keine! Das ist sicherlich ein sehr großer Unterschied zur Digitalfotografie, denn bei letzterer ist der im Body der Kamera verbaute Sensor maßgeblich entscheidend für das resultierende Foto.

Die Körnigkeit des Films in der analogen Fotografie ergibt sich durch die chemische Struktur des verwendeten Filmmaterials. Feiner gekörnte Filme führen zu detaillierteren Bildern, es gibt jedoch keine klar definierte “Auflösung” im analogen Format, wie es bei der digitalen Fotografie der Fall ist. Die Detailtreue des analogen Films kann jedoch, insbesondere bei größeren Formaten wie Mittelformat oder Großformat, sehr hoch sein. Bei der digitalen Fotografie ist die Bildqualität von der Anzahl der Pixel des Sensors abhängig. Diese Auflösung wird in Megapixeln gemessen, und je mehr Megapixel eine Kamera hat, desto höher ist die potenzielle Detailtreue. Beispielsweise hat meine Pentax K1 etwa 36 Megapixel, die Leica SL3 sogar 61 Megapixel. Die Leica SL2-S hat nur 24 Megapixel, die Pentax K3 III ebenfalls etwas 24 Megapixel, aber auf einen kleineren Sensor verdichtet (APS-C). Die Pentax 645Z hat etwa 51 Megapixel, jedoch anders als die Pentax K1 II oder Leica SL2/SL3 nicht auf einem Vollformat-Sensor, sondern verteilt auf einem größeren Mittelformat-Sensor. (Warum Mittelformat? Weil es noch das quasi ausgestorbene Großformat in der Fotografie gab).

Die Pentax ME Super, die ich für diese hier gezeigten Fotos genutzt habe, ist eine Kleinbild-Kamera. Kleinbild, weil kleiner als Mittelformat oder gar Großformat. Aber Kleinbild ist jenes Format, dass dem Vollformat der Digitalkameras am nächsten kommt.

Bildbearbeitung

Digitale Bilder können zusätzlich nachträglich bearbeitet werden, um die Schärfe und andere Qualitätsmerkmale zu verbessern. Das geht bei der chemischen Fotografie kaum, wobei es Tricks bei der Entwicklung des Films gibt, um spezielle Looks zu erhalten. Wobei eingescannte (digitalisierte) Fotos natürlich zum gewissen Grad auch nachbearbeitet werden könnten…. aber das klingt beinahe obszön!

In der analogen Fotografie wird die Farbgebung und der Kontrast durch das Filmmaterial bestimmt. Verschiedene Filme bieten unterschiedliche Eigenschaften, zum Beispiel wärmere oder kältere Farbtöne oder unterschiedliche Kontrastverhältnisse. Der Dynamikumfang, also der Bereich zwischen den hellsten und dunkelsten Bildbereichen, ist tendenziell (Film-abhängig) größer als bei digitalen Sensoren. In der digitalen Fotografie ist die Farbwiedergabe stark von der Technik des Sensors und der nachträglichen Bildbearbeitung abhängig. Moderne Kameras können durch RAW-Aufnahmen große Mengen an Bildinformationen erfassen, was es dem Fotografen ermöglicht, Details in Lichtern und Schatten später zu bearbeiten. Dennoch hat der digitale Sensor einen begrenzten Dynamikumfang, auch wenn er durch fortgeschrittene Bildbearbeitungssoftware erweitert werden kann.

Übrigens in Sachen ISO: Jeder Film hat eine ISO-Angabe, die seine Lichtempfindlichkeit angibt. Wer in der digitalen Fotografie die ISO des Sensors bestimmt, definiert damit natürlich nicht wirklich die ISO des Sensors, sondern den mathematischen Faktor der Sensor-Daten-Verstärkung. Bei ISO 6400 ist z. B. davon auszugehen, dass der Sensor quasi unterbelichtet wird, die vom Licht auf den Sensor getriggerten Daten durch Multiplikation hochgerechnet werden, wodurch das Rauschen ebenfalls verstärkt wird.

Der Prozess des Fotografierens unterscheidet sich ebenfalls grundlegend zwischen analog und digital. In der analogen Fotografie ist der gesamte Prozess langsamer und verlangt nach einer bewussten Herangehensweise. Da Film teuer und jede Filmrolle nur eine begrenzte Anzahl von Aufnahmen ermöglicht, überlegen Fotografen oft gründlich, bevor sie den Auslöser drücken. Das Bild bleibt unsichtbar, bis der Film entwickelt ist, was das Erlebnis spannender, aber auch riskanter macht.

Bei der analogen Fotografie muss der Fotograf Vertrauen in das eigene Handwerk und die Einstellungen haben. Die digitale Fotografie erlaubt hingegen eine sofortige Überprüfung des Bildes, was zu mehr Flexibilität und Experimentierfreude führt.

Fun-Fact: Leica bietet die Digital-Kamera der M-Serie, die standardmäßig natürlich ein digitales Display auf der Rückseite hat, als M-D Variante (Leica M10-D, M11-D) diese Digitalkamera ohne Display an. Es gibt also keinen Bildschirm auf der Rückseite und das Foto kann nur über den Messsucher der Kamera fokussiert werden. Die Fotos werden mit einem digitalen Sensor erfasst und auf einer Speicherkarte gespeichert, aber man kann diese sich nicht direkt auf der Kamera anschauen. Also ein “analoges Feeling” in der Digitalfotografie.

Der Fotograf kann in der digitalen Fotografie nach jeder Aufnahme überprüfen, ob sie gelungen ist, und sofort Anpassungen vornehmen, wenn nötig. Diese Schnelligkeit und Einfachheit machen die digitale Fotografie zugänglicher, können jedoch auch dazu verleiten, weniger durchdacht zu arbeiten.

Dennoch würde heute natürlich kein Hochzeitsfotograf auf die Sicherheit, die die digitale Fotografie bietet, verzichten.

Die analoge Fotografie ist tendenziell teurer, da nicht nur die Kamera, sondern auch der Film und dessen Entwicklung kostenintensiv sind.

Die Kosten der Entwicklung sind nicht hoch, wenn man die Entwicklung des Films selbst durchführt, was für schwarz-weiß-Fotos etwas leichter ist als für Farbfotos. Jedoch bedingt dies etwas Routine, viel Platz und die Toleranz für Chemikalien.

Wer die Fotos digital mit anderen Menschen teilen möchte, braucht dann auch einen guten Scanner.

Einfacher, aber deutlich teurer ist, ist es, die Entwicklung des Films und den Scan einem Fotostudio zu überlassen.

Aber alleine schon durch die recht hohen Preise für Filme: Jede Aufnahme hat einen Preis, was zur Folge hat, dass Fotografen sehr selektiv fotografieren und sich mehr Gedanken über jede Aufnahme machen. Dies wird oft als Vorteil unter Fotografen angesehen, da es eine intensivere Auseinandersetzung mit der Fotografie fördert. Die digitale Fotografie erfordert zwar zu Beginn eine höhere Investition in die Kameraausrüstung (guter Sensor), aber danach sind die Kosten für jede Aufnahme praktisch vernachlässigbar. Das macht das Experimentieren einfacher und erschwinglicher, da es keine laufenden Kosten für Film oder Entwicklung gibt.

Die Filme der Marke Mr. Negative, die auf den Fotos zu sehen sind, habe ich aus Australien importieren müssen und nach Einfuhrzoll nun wirklich nicht günstig. Aber was macht man nicht alles für sein Hobby…

Fazit und Ausblick

Immer, wenn ich als Fotograf abliefern muss… dann setze ich auf die digitale Fotografie. Denn diese erlaubt es mir, viele Fotos in kurzer Zeit zu machen und sofort auf Schärfe, Belichtung und Bildgestaltung zu überprüfen.

Aber wenn ich fotografieren möchte, um den Prozess des Fotografierens zu zelebrieren, gewissermaßen um selbst abzuschalten, dann mag ich dafür keine digitalen Displays anschalten. Ich setze auf die analoge Fotografie als entschleunigte Kunst.

Neben der Pentax ME Super würde ich in Zukunft sicherlich gerne die Pentax LX ausprobieren und eine Leica M6. Aber auch auf Mittelformat-Filme würde ich gerne mal gehen, mit einer Asahi Pentax 6×7 bzw. Pentax 67 II. Mal schauen 🙂